Der Winter kommt in schnellen Schritten und da krümelt man sich lieber in den eigenen vier Wänden. Fotografie ist so ein schönes Indoor-Projekt, uns lässt mich jeden Tag erneut das Leben bunter und aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Als ich diesen Blog 2010 begann, habe ich mich ins Fotografieren verliebt und seither vieles dazu gelernt. Zwei meiner Kochbücher habe ich fotografiert und ganz besonders freue ich mich mit Instagram ganz aktuelle Eindrücke meiner Kulinarik zu teilen. Wenn du dich bisher nicht an die Food-Fotografie herantraust, habe ich gedacht dieser bunte Herbst ist genau der richtige Moment ein paar meiner Tipps zu teilen.
1. Die Ausrüstung. Du findest dein Essen immer sehr lecker, aber auf dem Bild sieht es einfach nicht appetitlich aus? Ich zeige dir wie du mit nur 10 Tipps deine Food-Fotografie verbessern kannst. Dabei ist es nicht unbedingt wichtig, ob dein Bild mit einem Smartphone oder einer DLSR-Kamera (digital Single Lens Reflex) geschossen wurde. Beides macht sehr schöne Aufnahmen!
Hier siehst du den direkten Vergleich der unbearbeiteten Bilder: Die Käseplatte einmal mit dem iPhone 7 und rechts mit der Spiegelreflex Kamera (Sony alpha 7ii) geschossen:
2. Iss bevor du dein Essen fotografierst. Denn wer hungrig fotografiert, kann sich nicht auf die Food-Fotografie konzentrieren. Außerdem Snacks du nicht die besten Teile weg . Ich habe immer etwas neben dem Setting stehen. Zusatz darf man allerdings auch nicht sein, ich habe festgestellt, dass ein leichter Appetit die schönsten Fotos zaubert.
3. Suche Inspiration. Jedes Bild ist individuell und die goldene Regel wie ein Bild genau aussehen “muss” gibt es nicht. Lass dich vom Internet inspirieren, Pinterest und Instagram sind wunderschönen Plattformen, um Ideen zu sammeln.
4. Treffe Vorbereitungen. Schneide alle Zutaten vor und bereite alles nötige vor, damit du mit dein Gericht ohne Umschweife ablichten kannst. Soßen und Nudeln ermatten schnell. Leichtes Grünzeug wie Kräuter und Salat sollten erst ganz zum Schluss angerichtet werden, damit sie ihre Frische nicht verlieren. Baue am besten deine gesamte Dekoration (Tischdecke, Geschirr, Besteck etc.) bereits im Vorhinein auf und schieße ein paar Probefotos. Wie wirkt der Hintergrund im Bild, wie wirken die Lichtverhältnisse, brauchst du mehr Licht?
5. Benutze Tageslicht. Baue dein Setting am Besten nahe eines Fensters auf. Morgens zwischen 8-11 und Nachmittags von 14-16 Uhr (im Sommer länger) ist das Außenlicht weich und natürlich und wirft keine harten Schatten. Benutze kein direktes Licht von vorne (durch künstliche Quellen wie Blitzlicht), sondern ein Fenster von der Seite, um deine Gerichte natürlich anstrahlen zu lassen. Belichte dabei dein Hauptmotiv, um das Auge zu führen und setze Highlights.
6. Spiele mit der Optik. Richte dein Essen hübsch an. Kräuter, Kerne, spirelliertes Gemüse, ein Bisschen Liebe, Sößchen und grob gekörntes Meersalz verzaubern eine einfache Kürbissuppe in etwas Besonderes. Verwende immer passende Deko zum Inhalt deiner Speisen. Das können Nussmuse, Gemüse und Obst, Kräuter und Gewürze sein. Je mehr schöne zusätzliche Komponenten du hast, umso spannender erscheint dein Bild. Überlade es aber nicht. Du merkst schon wann es deinem Auge entspricht.
7. Benutze schöne Requisiten. Eine ansprechende Optik bei Geschirr und Besteck oder einem Leinentuch unter dem Teller geben deinem Gericht eine realistische Form und dem Betrachter das Gefühl er könne gleich mit dem Löffel in die Pasta tauchen. Achte darauf, dass deine Requisiten thematisch zum Bild passen und dein Styling unterstützen. Für dieses Bild habe ich diese Requisiten verwendet: Holztablett, Brettchen, Brot, Messerchen, Schälchen, Salz und weitere. Schöne Tabakware findest du auf Flohmärkten, bei Oma (immer wieder eine Überraschung) oder bei kleinen Läden wie ELZ Bag, Ms Pompadour und Foodreich.
8. Front vs. Vogel- Perspektive. Gehe in jedem Fall etwas näher ran an dein Bild. Es macht Sinn etwas Puffer für eventuelle Bilddrehung und Ausschnitte einzukalkulieren, je schlechter allerdings deine Kamera ist, umso eher solltest du das Endformat fotografieren. Jeder Zoom verliert an Qualität. Probiere dabei aus, ob dein Bild mit der Vogelperspektive oder von vorne (45° Winkel) schöner aussieht.
Außerdem kannst du dich mit der Drittelteilung vertraut machen. Wenn dein Hauptmotiv nicht genau in der Mitte ist, sondern im oberen/unteren oder rechten/linken Drittel deines Bildes. Es wirkt dadurch ausgeglichener und bekommt eine schöne Bildspannung. Probiere es aus!
9. Wähle das passende Format. Inzwischen lassen sich auch jpegs sehr gut mit Bildbearbeitungsprogrammen verbessern. Wenn du mit großen Formaten arbeiten möchtest, verlustfrei bearbeiten und eine druckfähige Qualität bekommen möchtest, erreichst du das am besten im RAW-Format. Schaue dafür in die Einstellungen deiner DSLR Kamera (im Smartphone nicht verfügbar).
10. Schärfe und Belichtungszeit (Verschlusszeit). Die Belichtung deiner Bilder kannst du an DSLR Kameras und auch dem Handy (Mit Apps wie ProCam) einstellen. Sie regelt nicht nur die Helligkeit des Bildes, sondern steuert auch wie scharf deine Aufnahme ist. Je länger du ein Motiv belichtest, umso eher läuft es Gefahr zu verschwimmen, dafür kann es aber besser ausgeleuchtet werden. Mit der Blende kannst du zudem steuern, wie sehr du den Hintergrund vom Fokus des Bildes abgrenzen möchtest. Für einen sehr weichen Hintergrund wähle eine kleine Blende, für ein gesamt scharfes Bild wähle eine große Blende. Da eine große Blende viel Licht benötigt, um alle Details stark abbilden zu können und eine kleine Blende nur wenig Licht benötigt, entsteht ein Spiel zwischen Verschlusszeit und Blende.
11. Hole mehr aus deinen Bildern mit einem Bildbearbeitungsprogramm. Bildbearbeitungsprogramme bringen zum Vorschein was die Kamera gegenüber dem Auge an Qualität schluckt. Hast du schonmal ein Gericht voller Leuchtkraft bewundert und warst dann eher enttäuscht wie es in der Kamera wirkt? Genau das kannst du nachbearbeiten! Zum Schärfen, für die Dynamik und Helligkeit verwende ich auf dem Handy VSCO (kostenlos) und auf dem Mac Adobe Lightroom (ca. 12€ pro Monat).
Zu den Anschaffungskosten
Ich habe mit einer Kompaktkamera angefangen zu fotografieren, mir nach und nach zunächst eine Lightbox, dann Softboxen und eine bessere Kamera gegönnt. Wie ihr an den Vergleichen sehen könnt, lassen sich heute auch aus Handyfotos erstaunlich gute Bilder zaubern. Für richtig große Formate im Privatbereich reicht die Qualität aber meistens nicht aus.
Wenn du dir ein gutes Anfangs-Equipment zulegen möchtest, empfehle ich eine mittelpreisige DSLR Kamera (meine ist die SONY alpha 77i) und im Winter eventuell ein paar Softboxen. Da die Objektive für Spiegelreflexkameras oft keinen Zoom haben und mit einer Festbrennweite arbeiten, richtet sich die Wahl des Objektivs nach deinen Motiven. Für große Torten verwende ich ein 17-55mm Objektiv, für Pralinen und Kekse arbeite ich gerne mit 200-300mm Makro-Objektiven. Bei Porträt würde ich mit 90-100mm arbeiten.
Ein großes DANKE geht an Happy Cheeze und ihre wunderbaren veganen Käsesorten, die mich einmal mehr zur farbenfrohen Food-Fotografie inspiriert haben. Das Malen mit Zutaten rund um diese schönen Käse ist wie ein Mandala zeichnen, ein Mobilé bauen oder Malen nach Zahlen.
Ich hoffe dir hiermit einen schönen Anstoß für die Food-Fotografie gegeben zu haben. Zu diesem Thema werden weitere Food-Fotografie-Posts folgen, in denen ich gerne auf deine Fragen eingehe. Was möchtest du sonst über Food-Fotografie wissen? Schreib mir in den Kommentaren!
16 Kommentare zu „Die 11 besten Food-Fotografie Tipps“
Das ist genau das, was ich zu zum Thema Werbefotografie gesucht habe. Ich werde es mit meinem Bruder besprechen, der auch viel über dieses Thema weiß. Mal sehen, ob er mir noch mehr Tipps geben kann!
Lieber Joachim,
das freut mich sehr! Wenn du weitere Fragen hast, stelle sie gerne hier in den Kommentaren oder komme uns beim nächsten Food Fotografie Workshop besuchen: https://stinaspiegelberg.com/angebot/kurse/food-fotografie-stuttgart/.
Viele Grüße und Freude beim Fotografieren,
Stina
Vielen Dank für die Food-Fotografie Tipps. Meine Schwester hat ein Fotostudio gebucht und möchte dort Fotos für ihr Kochbuch schießen. Gut zu wissen, dass man bei der Food-Fotografie näher ran gehen sollte und es hilfreich sein kann, wahlweise die Vogelperspektive oder den 45 Grad Winkel von vorne zu testen.
Ich liebe es zu kochen und gleich noch meine Gerichte zu fotografieren. Nur gelingt mir das letztere leider nicht immer. Daher, vielen Dank für die wertvollen Tipps! 🙂
Vielen Dank für deinen tollen Blog Artikel! Finde ich sehr informativ 🙂 Beste Grüße aus Fürth, Nick Freund
Ich schätze die Tipps zur Lebensmittelfotografie. Mein Bruder muss Fotos von Lebensmitteln für sein neues Geschäft machen. Ich werde ihm bei der Suche nach einem Filmstudio helfen, das ihm bei der Lebensmittelfotografie helfen kann.
Eine sehr lehrreiche und mit guten Beispielen inszenierte Seite
Gefällt mir sehr gut
Gruß
Rüdiger
Ich fotografiere liebend gerne leckeres Essen. Dabei war es interessant zu lesen, dass man in der Nachbearbeitung eines Bildes noch viel Kraft und Qualität herausholen kann. Ich denke, ich werde meine Bilder zu einer Bildverarbeitung schicken, um ein besseres Ergebnis zu erzielen.
Danke für den Tipp, alle Zutaten im Voraus zu schneiden und alles nötige vorzubereiten, damit man das Gericht ohne Umschweife ablichten kann. Mein Neffe möchte sich mit Food-Fotografie hobbymäßig beschäftigen. Er wird den Tipp beherzigen und alle Zutaten im Voraus der Fotosession geschnitten haben.
Gerne!!
Liebe Stina,
ich bräuchte dringend Tipps was für Licht und welche softboxen ich kaufen sollte.
Und brauch ich zwingend Abschatter und Reflektoren???
Ich über eine Antwort von dir freue ich mich sehr.
Herzliche Grüße
Catrina
Hallo liebe Carina,
ein Reflektor ist sehr zu empfehlen. So kannst Du den Lichtpunkt und damit den Fokus Deines Bildes auf das zu fotografierenden Objekt lenken. Bei den Softboxen kommt es wirklich darauf an, ob Du zeitlich gebunden bist was das Timing Deiner Fotoaufnahmen angeht. Tageslicht funktioniert immer am besten.
Viele Grüße,
Stina
Super erklärt, sehr gute Fotos, wirklich tolle Seite, aaaaaaaaaber: Eine Sony alpha 7 (egal welche Variante) ist KEINE DSLR sondern eine DSLM (Digital Single Lens Mirrorless) Kamera.
Das sind wirklich tolle Tipps, ich koche auch ziemlich gern und fotografieren tue ich noch lieber, danke für die unermüdliche Arbeit, die hier auf der Webseite geleistet wurde.
Lg Emma
Ich finde Food-Fotografie und Videografie ist wirklich eine Herausforderung. Tatsächlich habe ich selbst mal ein Video erstellt und darin Essen appetitlich aussehen lassen, war nicht einfach aber das Ergebnis sah sehr lecker aus!
Tolle Tipps, Stina! Besonders die Idee mit dem natürlichen Licht finde ich super hilfreich. Ich werde auf jeden Fall versuchen, meine nächsten Food-Fotos mehr in dieser Richtung zu gestalten. Danke für die Inspiration!