Der Coronavirus trifft Veranstalter, Selbstständige und Freiberufler als erstes. Messen und große Veranstaltungen sind bis auf Weiteres abgesagt, viele Agenturen vergeben keine Aufträge mehr an Freiberufler. Auch für mich fallen in den kommenden Wochen und Monaten wichtige Veranstaltungen aus. Das Gute: Es gibt Maßnahmen, die dir als Selbstständige*r Abhilfe leisten können. Da Internetrecherche nicht alles ist, habe ich gleich mit dem Finanzamt und der Krankenkasse telefoniert, um online Aussagen zu verifizieren. Ich werde diesen Artikel regelmäßig Updaten und bin euch für Feedback und Tipps dankbar. Wir können hieraus eine Sammlung an Ideen machen, um uns als Selbstständige gegenseitig zu unterstützen.
*24.04.2020: Der Bund kündigte gestern einen Hilfsfond für selbstständige in Millardenhöhe an. Finanzielle Soforthilfe für Selbstständige mit bis zu 5 Beschäftigten wird in Höhe von bis zu 9.000€ als Einmalzahlung (für 3 Monate) ausgezahlt, Kleinunternehmer bis 10 Beschäftigte werden in Höhe von bis zu 15.000€ bezuschusst. Die Unterstützung soll zunächst recht formlos ausgezahlt und erst im Nachhinein geprüft werden, ob die Antragsteller das geld benötigen. Ggf. erfolgt dann nach Prüfung eine Rückzahlung.
*26.03.2020: Seit gestern Abend können die Anträge für Corona-Soforthilfen gestellt werden. Die Anträge können allerdingsnur gestellt werden, wenn du mit deiner Selbstständigkeit über 1/3 des Nettoeinkommens eures Haushaltes finanzierst.
Im Antrag ist ein Liquiditätsengpass zu beziffern. Ein Verdienst- oder Einnahmeausfall alleine wird dabei nicht als Liquiditätsengpass gewertet! Auch ist vor Inanspruchnahme der Soforthilfe verfügbares liquides Privatvermögen einzusetzen. Meine Empfehlung: stellt den Antrag dennoch! (zwar ist es wahrscheinlich, dass du den Betrag zurückzahlen musst, allerdings hast du das Geld für die Dauer zumindest zinsfrei zur Verfügung.
Hier findest du die Webseiten für die Antragstellung nach Bundeslänern: https://www.fuer-gruender.de/
Weitere Punkte, die du als Selbstständige*r oder Freiberufler*in tun kannst und Unterstützungen, die auch für dich greifen könnten:
1. Flexibilität der Steuern
Wenn deine Einnahmen durch Corona deutlich eingeschränkt werden, kannst du beim Finanzamt das Aussetzen laufender Vorauszahlung der Einkommenssteuer beantragen. Dazu genügt eine Email an das zuständige Finanzamt. Diese sollte beinhalten:
- Deine Steuernummer und Personalien
- Was für einen Betrieb du hast
- Wie deine Umsatz-Ausfälle genau aussehen (in EURO und Stunden)
- Je präziser deine Angaben sind, umso besser
- Auch wenn deine USt.-Voranmeldung (monatlich) dich belastet, kannst du hier einen Antrag auf die vierteljährliche Voranmeldung als Entlastung stellen
2. Erstattung der Sozialbeiträge
Bei deiner Krankenkasse kannst du dich außerdem zur Erstattung der Sozialbeiträge informieren. Auch dein Krankenkassenbeitrag ist vom Einkommen abhängig und bei geringerem Umsatz kann auch kurzfristig dein Beitrag angepasst werden. Stand heute gibt es hierzu noch keine einheitliche Regelung. Informiere dich bei Rückfragen direkt bei deiner Krankenkasse.
*24.03.2020: Aktuell sind Maßnahmen der Künstlersozialkasse im Gespräch und auch die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien hat Unterstützung angekündigt. Deine Beiträge bei der KSK kannst du bis Juni pausieren, musst sie aber dann im Anschluss nachzahlen. (Dies gilt nur wenn du über die Künstlersozialkasse versichert bist.) Der Deutsche Tonkünstlerverband fordert im Schulterschluss mit dem Deutschen Musikrat ein zunächst auf sechs Monate begrenztes Grundeinkommen für alle Künstlersozialkasse-Mitglieder in Höhe von € 1.000,– netto. Maßnahmen sind noch nicht beschlossen
Weitere Informationen findest du hier: https://www.kuenstlersozialkasse.de/die-ksk/meldungen.html
3. Begünstigte Kredite und Förderprogramme der Landesbank
Bei der Aufnahme von zusätzlichen Krediten als Selbstständige*r ist Vorsicht geboten, denn dein Unternehmen muss auch nach Corona und auf lange Sicht für dich profitabel bleiben. Finanzierungen sind oftmals (nach bisherigen Erfahrungswerten) auch nicht so schnell realisierbar, wie die Betroffenen die Hilfe benötigen würden.
In jedem Fall empfehle ich das zuständige Finanzamt und die Krankenkasse zu kontaktieren, da es sich weitestgehend leider noch nicht um einheitliche Regelungen handelt und die Maßnahmen sich stündlich ändern können.
*07.04.2020: Ich musste meinen Antrag ein zweites Mal stellen, da ich alle Umsatzausfälle angegeben hatte. Nun habe erfahren, dass im Land Baden-Württemberg eine Pauschale von 1180€ für Lebenshaltungskosten angerechnet wird. Hinzu habe ich alle unternehmerischen Ausgaben (wie Kosten für Telefon und Internet, Domains und Lizenzen, Versicherungen, Büroraum, Krankenkasse usw.) gerechnet. 3 Tage darauf wurde mir die beantragte Unterstützung überwiesen.
Bei meiner Recherche bin ich auf ein paar nützliche Portale gestoßen. Die derzeit besten Artikel findest du hier:
Coronahilfen für Selbstständige und freiberufler (Gründerlexikon)
Wie Selbstständige und Freiberufler mit Corona umgehen (rbb24)
Das müssen Kreative und Filmschaffende jetzt wissen (Medien- und Filmgesellschaft BW)
Arbeitsrecht zu Corona (e-recht24)
Diese Liste von möglichen Rettungsmaßnahmen entspringt meiner Recherche und eigener Erfahrung, die ich hier gerne mit euch teile. Ich bin keine Juristin und kann euch daher nur gerne alle Informationen weitergeben, die mir bekannt sind und hoffe sehr, dass sie euch unterstützen.
Bitte teilt eure Anregungen und Erfahrungen in den Kommentaren und ich werde nützliche Inhalte auch direkt hier im Artikel ergänzen.
Bleibt gesund und viele Grüße an euch! <3
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1 Kommentar zu „Corona: Unterstützung für Selbstständige“
Liebe Stina,
die AOK Bayern ist sehr hilfreich! Es bedarf eine kurze Email und sie senken den Beitrag sofort auf den Mindestbeitrag, wenn Einkünfte/Aufträge massiv wegfallen.
An welche Email man dieses Anliegen schickt erfährt man bei der jeweiligen AOK.
Stay healthy and happy Stina!
Heather